13.01.2012

Ortsverband Hambühren/Wietze/Winsen (Aller)

Bakterienalarm im Hähnchenfleisch

von Harald Kieckbusch

Wieder einmal berichtet die Presse über die Massenproduktion von Hähnchenfleisch. Es ist überschwemmt mit krankmachenden Bakterien. Diese entstehen wegen des exzessiven Antibiotikaumgangs in der Branche. Antibiotika werden in den Mastanlagen nahezu dauerhaft eingesetzt. Zum einen als Wachstumsförderer und Appetitanreger, zum anderen zur Behandlung von Erkrankungen.

Die erste Anwendung ist seit 2006 EU-weit verboten. Antibiotika dürfen nur zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt werden. Aber in einem 40.000er oder 80.000er Stall wird sich schon ein krankes Tier finden. Wegen der räumlichen Enge muss dann eben doch der gesamte Bestand antibiotisch behandelt werden, um ein Ausbreiten der Erkrankung zu verhindern. Dieses EU-Verbot ist also reine Augenwischerei, geändert hat sich nichts.

Die Hähnchen sind während ihres kurzen Lebens quasi unter antibiotischer Dauerbehandlung. Dies führt auch zur Ausbildung von Resistenzen bei verschiedenen Bakterien. Zur Zeit geistert der Name MRSA wider mal durch die Medien. Dahinter verbirgt sich der Methicillin-resistente-Staphylococcus-aureus. Im heutigen Sprachgebrauch wird auch der Bergriff multi-resistenter-Staphylococcus-aureus benutzt, da Methicillin zumindest in der Humanmedizin seit vielen Jahren nicht mehr eingesetzt wird.

Durch den Verzehr von solchem Hähnchenfleisch aus Massentierhaltung gelangt der MRSA in den Menschen. Diese Menschen geben den Keim dann an andere Menschen weiter. Die Verbreitung schreitet voran. Solange der Mensch gesund ist und über eine intakte Immunlage verfügt, können ihm diese Bakterien nicht viel anhaben. Menschen mit eingeschränkter Immunlage (z.B.: Kinder, Ältere Menschen, chronisch Kranke, usw.) jedoch sind von diesem MRSA ernsthaft gefährdet: Sollten diese Menschen antibiotisch behandelt werden müssen, wirken die eingesetzten Antibiotika oft nicht. Man setzt dann sog. Reserveantibiotika ein, die zwar manchmal wirken, jedoch lange nicht so potent wie die üblicherweise eingesetzten Substanzen. In vielen Fällen kann diesen Menschen nicht geholfen werden. Sie haben nicht heilende Wunden, nicht besser werdende Atemwegserkrankungen oder andere nicht besser werdenden Leiden. Jährlich sterben etwa 15.000 Menschen in Deutschland an MRSA-Infektionen!

Wie lange wollen uns die Befürworter dieser Massentierhaltung noch die Killerphrase Arbeitsplätze wieder und wieder um die Ohren hauen? Diese Art der Tierhaltung vernichtet letztlich "Arbeitsplätze". In einem Maststall wird man selten mehr als einen einzigen Arbeitsplatz finden. Hören Sie endlich auf, sich hinter diesem einen, noch nicht mal zutreffenden, Argument zu verstecken. Dieses Fleisch gefährdet Menschen. Sagen Sie den Menschen deutlich, auf welche Gefahren sie sich einlassen, wenn sie auf Dauer dieses Hähnchenfleisch essen.
Und der erneute Vorstoß von Frau Aigner ist auch kein Weg aus diesem Dilemma. Wie heute morgen in der Süddeutschen Zeitung zu lesen war, kann sich nur etwas ändern, wenn das gesamte System zwischen Mästern, Pharmaindustrie, Geflügelindustrie und Veterinären zerschlagen werden kann. Diese Allianz ist gegenseitig aufeinander angewiesen und hält das System am Leben. Da wir ein geplantes “Antibiotika-Monitoring” so gut wie gar nichts nützen.

Was kann der Verbraucher heute schon tun? Kaufen Sie diese Massentierhaltungsware einfach nicht. Schränken Sie ihren Fleischkonsum etwas ein und kaufen Sie ihr Hähnchen entweder nur mit Bio-Siegel oder beim Kleinbauern ihres Vertrauens. Ein Hähnchen, dass frei auf dem Hof herumläuft und auf natürliche Weise zur Schlachtreife kommt, statt in 32 Tagen, wird in den allermeisten Fällen kein Antibiotikum brauchen, um leben zu können.



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