28.10.2011

Bundestagsfraktion

Antibiotika sind der Treibstoff der Massentierhaltung

Zur heute bekannt gewordenen Studie des nordrhein-westfälischen Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zum Antibiotika-Einsatz in der Masthähnchen-Haltung erklärt Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik: Die Studie aus Nordrhein-Westfalen belegt noch einmal deutlich, dass intensive Tierhaltung nicht ohne den permanenten und vorbeugenden Einsatz von Antibiotika auskommt. Unter diesen Bedingungen ist eine tierschutzgerechte Haltung unmöglich. Zudem birgt die massenhafte Verabreichung antimikrobiell wirksamer Mittel erhebliche Risiken: Es entstehen Antibiotika-Resistenzen, die unter anderem die Verbreitung des Methicillin resistenten Staphylococcus aureus, des MRSA-Keims zur Folge haben und die zu lebensgefährlichen Infektionen führen kann.

Es ist in diesem Zusammenhang unverantwortlich, dass die Regierung immer noch bei der transparenten Erfassung der Antibiotika-Vergabe mauert. Es muss aufgeführt werden, wer an wen und zu welchem Zweck wie viel Antibiotika verschrieben hat. Dazu brauchen wir eine Nennung der Adresse des behandelnden Tierarztes in der Datenbank des Deutschen Institutes für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Sonst haben die für Strafverfolgung zuständigen Landesbehörden keine Handhabe um ermittelnd tätig zu werden. Zurzeit sind in einer Sonderregelung sogar die Verschreibungen, die nur Geflügel betreffen von der Auflage befreit, wenigstens die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl des behandelnden Tierarztes zu dokumentieren. Mit diesen Lobby-Geschenken an bestimmte Akteure in der Geflügelindustrie muss Schluss sein.

Wir brauchen eine Gesamtstrategie gegen den Antibiotikamissbrauch in der Tierhaltung. Wir brauchen Verschärfungen und Konkretisierungen im Arzneimittelgesetz. Wir brauchen verbindliche Hygiene-Maßnahmen für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen wie das obligatorische Screening. Und wir müssen eine Tierhaltungsform überwinden, die den permanenten Antibiotika-Einsatz erfordert. Hierfür muss der politische Rahmen gesetzt werden.

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