Stadtverbandsvorstand Celle: Bericht vom Green Date im Bieneninstitut

13.06.22 –

Am 10. Juni fand das Green Date des Stadtverbands B90/Die Grünen zum Thema „Insekten schützen – Vielfalt erhalten“ statt.

Diesmal waren wir zu Gast im Bieneninstitut und wurden durch einen Vortrag von Dr. Otto Boecking in die Welt der Insekten und deren Bedrohungen eingeführt. Für den Vortrag möchen wir uns an dieser Stelle nochmal ausdrücklich bedanken.


Im Jahr 2017  wurde die breite Öffentlichkeit durch die „Krefeld-Studie“ auf das dramatische Insektensterben aufmerksam. Die von Ehrenamtlichen seit 1989 durchgeführte Langzeitstudie machte deutlich, dass die Masse an Fluginsekten über einen Zeitraum von 25 Jahren um 75% zurückgegangen ist. Drei Faktoren kennzeichnen das Insektensterben: 1. Rückgang an Insektenmasse, 2. Verlust von Arten, 3. Arten-Verschiebungen. Letztere sind nicht zuletzt das Ergebnis der durch den Klimawandel verursachten ansteigenden Temperaturen. So kann die Holzbiene als  „Gewinnerin“ bezeichnet werden während die Hummeln mit rückläufigem Bestand eine „Verliererin“ ist. Hummeln können mit den stetig steigenden Temperaturen einfach nicht so gut mithalten.

Neben der Klimaentwicklung präsentierte Otto Boecking weitere Ursachen für das Artensterben:

- Flächenversiegelung: durch Straßen-, Wohnungsbau und die Einrichtung von Gewerbeflächen ist der Anteil der versiegelten Fläche in Deutschland in den letzten 25 Jahren um 23% gestiegen.

- Landwirtschaft und Überdüngung: als Folge unserer intensivierten Land- und Forstwirtschaft wird das 6 bis 10-fache des natürlichen Stickstoffeintrags in unsere Ökosysteme eingetragen. Das führt neben der Belastung des Grundwassers unweigerlich zu üppigeren Humusauflagen und damit zu einer Verschiebung des Artenspektrums hin zu stickstoffliebenden Pflanzenarten. Viele Wildbienen, wie z.B. die Sandbienen, sind auf nährstoffarme Standorte angewiesen. Intensiv bewirtschaftete und großflächige Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden, artenarme und intensiv genutzte Grünlandflächen, großflächiges Mähen zur falschen Zeit (mitten in der Blüte) vernichten Insekten und ihre Lebensräume

- Hausgärten: Der Einsatz von Pestiziden in privaten Gärten und das Anlegen von Schottergärten sind weitere Negativbeispiele. Rasenflächen, auf denen Klee, Gänseblümchen und Butterblumen wachsen, können nur dann entstehen, wenn weniger häufig und intensiv gemäht wird

- Maßnahmen, die auf den ersten Blick „richtig“ erscheinen: Blühstreifen an stark befahrenen Straßen, die tiefgründige Mahd von insektenfreundlichen Flächen können zu Todesfallen für Insekten werden. Es gibt zahlreiche gute und ebenso viele gut gemeinte Programme, nicht alle sind gleichsam wirkungsvoll und hilfreich.

Naturgemäß lag der Schwerpunkt des Vortrags auf den Bienen. Eine wichtige Erkenntnis: wenn wir von Bienen sprechen, meinen wir meist die Honigbiene. Dass es darüber hinaus in Deutschland mehr als 560 Wildbienenarten gibt (in Niedersachsen > 360 Arten), ist sicher nicht allen bekannt. Neben der biologischen Vielfalt und Schönheit dieser Tiere gelten Wildbienen als systemrelevante „Ökosystem-Dienstleister“ und sorgen durch Bestäubung dafür, dass wir in unseren Supermärkten  ein stetiges Angebot an Obst haben.  Aktuell gelten mehr als die Hälfte der Wildbienen als bedroht, einige davon sogar vom Aussterben.  Einige Wildbienenarten ernähren sich teilweise nur von einer Blütenart. Verschwindet diese ganz oder auch nur aus dem Flugradius der Bienen, ist ihr Überleben gefährdet. Im Ergebnis führen die unterschiedlichen Lebenswelten und Bedürfnisse von Wildbienen dazu, dass es für ihren Schutz keine einfachen Lösungen „von der Stange“ gibt.
Ein zentraler Ansatz sind artenreiche Landschaften mit vernetzten Flächen. Geeignete Elemente, die der Vernetzung dienen sind z.B. Hecken aus einheimischen Gehölzen wie Schlehen oder Weißdorn. Sie schaffen einen Übergang zwischen offenen Flächen und Wäldern. In unseren eigenen Gärten und auf unseren Balkonen können wir mit mit der richtigen Pflanzenauswahl sowie dem Angebot von Nistplätzen (Totholz) und Baumaterial (vertrocknete Pflanzenreste) eine Menge bewirken.

Insektenschutz beginnt mit einer veränderten menschlichen Wahrnehmung unserer Umwelt. Lassen wir es doch zu, dass es in unserer Umgebung vermeintlich unaufgeräumte Brachflächen gibt, auf denen sich heimische Pflanzen und Gräser ohne unser Zutun ausbreiten. Solche Flächen sind echte Schätze für Insekten – auch in Celle.

Dieser Bericht gibt nur einen kleinen Ausschnitt des Abends wieder. Wer möchte, kann sich weiter informieren.

Tipps des BUND
https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildbienen/

Video über Wildbienen: „Biene Majas Wilde Schwestern“, 2017
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwixqaX6jaT4AhVSi_0HHVKUAWQQwqsBegQIBRAB&url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3D4ISyRfCOIu8&usg=AOvVaw1SZiIM5ahatZesEcJxMxo-

Video über einen Vortrag von Dr. Otto Boecking „Wildblumenwiesen - was brauchen Insekten?“, Niedersächsische Bingo Umweltstiftung, Januar 2018 (ab min 10)
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiwupGojqT4AhVeiv0HHaJhA8sQtwJ6BAgHEAI&url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3D5b6LvfQIObI&usg=AOvVaw1alMSVmdDy7mk3TqSie2U8

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